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IFA – Insurance Forum Austria 2019 Nachbericht

1.Das sind die Gewinner des Assekuranz Award Austria 2019

29.3.2019 – Zehn Versicherer haben in den sechs bewerteten Sparten jeweils einen oder mehrere Top-3-Plätze erreicht. Am besten schneiden Generali (zwei erste Plätze und ein zweiter) und Zürich (ein erster, ein dritter und zwei zweite Plätze) ab. Auch Allianz, HDI und Muki gelingt jeweils ein Sparten-Sieg.


Die Gewinner des „Assekuranz Award Austria 2019“ (AAA) stehen fest. 494 Versicherungsmakler haben in der vom Österreichischen Versicherungsmaklerring (ÖVM) und der Wissma GmbH heuer ausgerichteten Umfrage ihr Urteil abgegeben.

Die Sieger dieser 13. AAA-Auflage wurden am Donnerstag beim 7. Insurance Forum Austria (IFA) in Rust am Neusiedler See gekürt.

Insgesamt 30 Unternehmen erfasst

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Zur Methodik vorweg: Die Teilnehmer konnten nur für jene Kombinationen aus Versicherern und Sparten Bewertungen abgeben, für die sie angegeben haben, in den letzten zwölf Monaten Produkte vermittelt zu haben. In Summe standen 30 Unternehmen „im Bewerb“.

Für die Prämierung wurden Versicherer berücksichtigt, die in dieser Sparte mindestens 30 Bewertungen erhielten. In den Sparten betriebliche Altersvorsorge und Landwirtschaft lag das Limit aufgrund geringerer Fallzahlen bei 20 Bewertungen.

In den folgenden Tabellen sind die „Top 5“ jeder Kategorie angeführt. Wenn weniger Unternehmen gelistet sind, waren die Fallzahlen zu gering, um in die Prämierungsauswertung aufgenommen zu werden. Fünf Sterne stehen übrigens für „Hervorragend“, vier für „Sehr gut“, drei für „Gut“.

Verglichen werden die aktuellen Rankings im Folgenden mit jenen von 2017, da diese Sparten damals zuletzt untersucht wurden (VersicherungsJournal 24.3.2017).

Kfz-Haftpflicht: Muki setzt sich vor HDI

In der Kfz-Haftpflicht heißt die Siegerin Muki V.a.G. In den beiden vorangegangenen AAA-Durchgängen 2017 und 2015 war der Versicherer aus Bad Ischl Zweiter hinter der HDI Versicherung AG gewesen. Nunmehr haben sie die Plätze getauscht.

Rang drei verteidigt die VAV Versicherungs-AG. Muki und VAV gelang dabei auch eine Verbesserung in der Punktewertung. Alles in allem werden die ersten fünf Plätze von denselben Unternehmen belegt wie schon 2017.

Top 5 Kfz-Haftpflicht
Rang Unternehmen Punkte Sterne Ranking 2017
13 Versicherer für die Prämierung berücksichtigt. – Quelle: ÖVM/Wissma.
1. Muki 75,76 5 HDI (78,65)
2. HDI 75,07 5 Muki (73,80)
3. VAV 73,24 4 VAV (71,41)
4. Generali 72,46 4 Generali (70,04)
5. Helvetia 67,76 4 Helvetia (65,35)

HDI bleibt in der Kasko vorne, Generali rückt dicht auf

In der Kaskoversicherung kann die HDI ihren ersten Platz halten – allerdings nur knapp, weil sie Punkte verliert und ihr außerdem die Generali Versicherung AG auf den Fersen ist, die um einen Platz auf den zweiten vorrückt und Muki auf den dritten verdrängt.

Während die Helvetia Versicherungen AG weiterhin Vierte ist, fällt die VAV aus den Top fünf, nachdem sie 2015 noch Zweite und 2017 Fünfte gewesen war.

Top 5 Kfz-Kasko
Rang Unternehmen Punkte Sterne Ranking 2017
12 Versicherer für die Prämierung berücksichtigt. – Quelle: ÖVM/Wissma.
1. HDI 70,90 4 HDI (77,46)
2. Generali 70,82 4 Muki (71,34)
3. Muki 69,29 4 Generali (70,43)
4. Helvetia 69,12 4 Helvetia (67,87)
5. Zürich 68,30 4 VAV (67,49)

Betriebsrechtsschutz: Reihung wie gehabt

„Kontinuität“ lautet das Motto in der Kategorie Betriebsrechtsschutz: Die Reihung ist mit jener von 2017 identisch und wird wieder von der Zürich Versicherungs-AG angeführt.

Die drei Erstplatzierten – neben Zürich sind das Arag S.E. Österreich und D.A.S. Rechtsschutz AG – können ihre Punktezahl jeweils heben, die Roland Rechtsschutz-Versicherungs-AG verliert gegenüber 2017.

Top 4 Betriebsrechtsschutz
Rang Unternehmen Punkte Sterne Ranking 2017
4 Versicherer für die Prämierung berücksichtigt. – Quelle: ÖVM/Wissma.
1. Zürich 74,59 4 Zürich (72,32)
2. Arag 70,03 4 Arag (68,87)
3. D.A.S. 67,43 4 D.A.S. (67,36)
4. Roland 56,09 3 Roland (57,30)

Gewerbe: Generali überholt Zürich

Die höchste Punktezahl wurde in diesem Jahr in der Gewerbeversicherung erreicht, und zwar von der Generali, die mit einem Wert von 76,09 nicht nur ein kräftiges Plus erzielt, sondern sich auch mit Abstand an die Spitze setzen kann. Titelverteidiger Zürich muss Punkte abgeben und liegt heuer hinter dem Löwen.

Auch die vormals Dritt- und Viertgereihten tauschen Plätze: Ein kleines Punkteplus schiebt die Wiener Städtische Versicherung AG aufs Stockerl, die Uniqa verliert rund fünf Zähler und rutscht einen Platz zurück.
Die Donau Versicherung AG, die 2015 und 2017 die Top 5 komplettierte, muss diesmal für die Allianz Elementar Versicherungs-AG das Feld räumen.

Top 5 Gewerbe
Rang Unternehmen Punkte Sterne Ranking 2017
6 Versicherer für die Prämierung berücksichtigt. – Quelle: ÖVM/Wissma.
1. Generali 76,09 5 Zürich (74,29)
2. Zürich 69,84 4 Generali (68,54)
3. Wr. Städtische 63,58 3 Uniqa (65,92)
4. Uniqa 60,97 3 Wr. Städtische (63,48)
5. Allianz 59,12 3 Donau (60,33)

Landwirtschaft: abermals ein Wechsel an der Spitze

Einen weiteren ersten Platz gibt es für die Generali in der Sparte Landwirtschaft. 2017 hatte die nun zweitplatzierte Grazer Wechselseitige Versicherung AG die Tabelle angeführt, 2015 die heuer viertplatzierte Uniqa Österreich Versicherungen AG.

Top 4 Landwirtschaft
Rang Unternehmen Punkte Sterne Ranking 2017
4 Versicherer für die Prämierung berücksichtigt. – Quelle: ÖVM/Wissma.
1. Generali 72,26 4 Grawe (71,51)
2. Grazer Wechsels. 70,10 4 Uniqa (64,35)
3. Zürich 67,92 4
4. Uniqa 64,86 3

Allianz kann Kategorie BAV für sich entscheiden

In der betrieblichen Altersvorsorge ist das Teilnehmerfeld klein: Nur zwei Unternehmen sind in die Wertung gekommen.
Die Allianz erringt trotz eines kleinen Punkteminus den ersten Platz; in den beiden vorangegangen AAAs war sie Zweite gewesen.
Der Tabellenerste von 2017, die Zürich, verliert 15,51 Punkte und fällt damit klar auf Platz zwei zurück. 2014 hatte die Donau das BAV-Ranking mit 84,63 Punkten angeführt.
Top 2 Betriebliche Altersvorsorge
Rang Unternehmen Punkte Sterne Ranking 2017
2 Versicherer für die Prämierung berücksichtigt. – Quelle: ÖVM/Wissma.
1. Allianz 69,57 4 Zürich (79,44)
2. Zürich 63,92 3 Allianz (70,29)

Medaillenspiegel: Generali ist „Gesamtsieger“

Zehn Unternehmen ist es heuer gelungen, (mindestens) einen Stockerlplatz zu erreichen. Auch diesmal hat das VersicherungsJournal wieder einen „Olympia-Medaillenspiegel“ erstellt.

2017 hatte die Generali einen zweiten und zwei dritte Plätze und damit im „Olympia“-Ranking Platz 5 belegt – heuer ist sie Gesamtsiegerin mit zwei „Goldenen“ und einer Silbernen. Für das Unternehmen erfreulich: Auch in den beim letztjährigen AAA bewerteten Personensparten hatte die Generali am besten abgeschnitten (VersicherungsJournal 12.4.2018).

Die meisten Medaillen, nämlich vier, hat 2019 aber die Zürich mit nach Hause genommen. Da sich darunter allerdings „nur“ eine einzige Goldene befindet, liegt sie nach der Olympia-Zählweise auf Platz zwei.

HDI und Muki halten bei jeweils zwei Top-3-Platzierungen. Alle anderen Unternehmen haben jeweils einen Platz auf dem Podest erreicht.

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2.Regulierung: Zu viel, zu wenig, gerade richtig?

1.4.2019 – Das Publikum beim Insurance Forum Austria war mehrheitlich der Meinung, dass die Branche überreguliert ist und die Regulierung zumindest teilweise ein Hemmschuh für Innovation ist. FMA-Vorstand Helmut Ettl betonte indes, die Aufsicht habe die Aufgabe, die Stabilität des Finanzmarktes zu gewährleisten; sie befördere auch durchaus die Innovation. So habe etwa Solvency II Bewegung in die IT-Entwicklung gebracht.

Beim 7. Insurance Forum Austria (IFA) in Rust konnte das Publikum vergangene Woche per App die Frage beantworten, ob die Branche zu stark, gerade richtig oder gar zu wenig reguliert ist.

Das Ergebnis war nicht gänzlich überraschend. 73 Prozent der Teilnehmer halten sie für überreguliert, 17 Prozent für gerade richtig; auf „unterreguliert“ drückten 10 Prozent.

Helmut Ettl, Vorstand der Finanzmarktaufsicht (FMA), schloss sich der Option Nummer zwei an: Soweit es die Finanzmarktaufsicht betrifft, habe man „ein gutes Regulierungsniveau“.

„Adäquate Umsetzung“ der Regulierung

Versicherungsunternehmen seien zwar nicht die Hauptbetroffenen der jüngsten, „größten Finanzkrise nach 1945“ gewesen. Auch in dieser Branche hätten sich aber „Schwachstellen aufgetan“.

In Folge dessen seien denn auch etwa der Vertrieb von Ansparprodukten neu aufgestellt und ein „level playing field“ in Europa geschaffen worden. Ettl sprach von einer „adäquaten Umsetzung“ in Österreich, bei der man „Wert auf Dialog“ gelegt habe.

„Ich weiß, Sie sind auch mit anderer Regulierung belastet“, räumte er ein und nannte als Beispiele die DSGVO und den Rechnungslegungsstandard IFRS 17.

„Ich denke aber, es ist machbar und bringt auch etwas“, fügte er hinzu. Es gelte, den „Nutzen in den Vordergrund“ zu stellen.

Innovationsbremse oder -katalysator?

Bildet das Aufsichtsreglement aber nicht auf der anderen Seite (auch) ein Korsett, das Innovation verhindert? 54 Prozent teilten diesen in einer zweiten Umfrage zur Wahl gestellten Standpunkt; 35 Prozent meinten, dies treffe teils, teils zu. Immerhin 11 Prozent vertraten die Ansicht, die Aufsicht sei für die Innovation förderlich.

Ettl sieht die Aufsicht auch als Katalysator für Innovation; er machte dies besonders an der IT fest: Durch die Anforderungen von Solvency II sei in der Aufstellung der IT „einiges passiert“, es sei viel in Digitalisierung investiert worden.

Die Aufsicht, so Ettl zu ihrer grundsätzlichen Aufgabe, müsse sicherstellen, dass die Produkte „das Behauptete leisten“, dass sich die Versicherer an die Regeln halten und die Finanzmarktstabilität gewährleistet ist – zumal der Kunde mit der Versicherungsbranche Sicherheit verbinde.

Einige Bereiche des Finanzmarktes wiederum „verlangen nach Regulierung“, merkte Ettl weiters an. Das gelte zum Beispiel für den Sektor der Krypto-Assets: Teile des Marktes „implodieren gerade, weil das Vertrauen erschüttert ist“. Hier sei ein Ruf nach Regulierung zu vernehmen.

„Gute Plattform, um Innovation voranzutreiben“

Regulierung bedeute im Übrigen auch, dass die Kosten für Neueintritte höher seien. „Übermäßige Kosten“ wolle die FMA aber vermeiden.

Die FMA will heuer außerdem eine „Sandbox“ einrichten. Sowohl neu konzessionierte als auch bestehende Unternehmen sollen so in einer „Testumgebung“ mit einer Lizenz auf Zeit und in Zusammenarbeit mit der FMA Innovationen „ausprobieren“ können.

Ettl verwies auch auf Hilfestellung, die von der „Kontaktstelle Fintech“ der FMA geboten werde.

„Ich denke, dass wir eine gute Plattform haben, um Innovation voranzutreiben“, fasste er zusammen.

Ettl sieht Druck nicht primär durch Regulierung

Sein Interviewpartner Nikolai Dördrechter, COO bei XTP, führte die Belastung ins Treffen, die die Regulierung mit sich bringe.

Ob nicht, so Dördrechter, der Konsumentenschutz „ad absurdum“ geführt werde, wenn die Regulierung sich zwar Konsumentenschutz auf die Fahnen schreibe, gleichzeitig aber dazu führe, dass der „Versicherungsmakler tot“ ist?

Ettl sieht den Druck „im Moment weniger regulatorisch getrieben“. Seiner Ansicht nach wird Versicherungsmaklern eher durch Plattformen „sehr viel Konkurrenz“ erwachsen.

Es stelle übrigens auch regulatorisch eine große Herausforderung dar, die damit verbundenen Probleme zu bewältigen. „Da werden wir wohl noch nachbessern müssen.“

3. Prognosen: Wie „online“ wird Versicherung?

2.4.2019 – Wenn auch vielleicht noch nicht morgen, so dürfte das Internet doch übermorgen deutlich größeren Stellenwert im Verkauf haben als heute, meinten viele Umfrageteilnehmer beim Insurance Forum Austria. Auch in der Schadenerledigung schreiben viele dem digitalen Kanal Bedeutung für die Zukunft zu. Die große Mehrheit glaubt, dass die Entwicklung der Insurtechs gerade erst am Anfang steht, und nahezu alle gehen davon aus, dass „alte“ und „neue“ Versicherer nebeneinander bestehen werden.

Noch ist der Marktanteil des Onlinevertriebs gering. Kolportiert wird ein sehr niedriger einstelliger Prozentbereich. Mit der Zeit dürfte er aber spürbar steigen – das erwarteten zumindest viele Teilnehmer des 7. Insurance Forum Austria (IFA) in Rust am Neusiedler See vergangene Woche.

Die Prognosen variieren je nach Sparte. In der Schaden/Unfall-Versicherung erwarten 42 Prozent der Umfrageteilnehmer, dass in zehn Jahren ein Zehntel bis ein Viertel des Neugeschäfts über Aggregatoren wie etwa Durchblicker.at oder über Versicherer-Websites laufen wird. 21 Prozent glauben an noch höhere Anteile. Auf 25-Jahres-Sicht rechnen zwei Drittel mit mehr als einem Viertel Online-Anteil.

Was die Lebens- und die Krankversicherung betrifft, sind die Prognosen zurückhaltender. Immerhin glauben aber 28 Prozent, dass auf lange Sicht, also in 25 Jahren, mehr als ein Viertel des Geschäfts in der Personenversicherung im Internet abgeschlossen werden wird.

Umfrage: Erwarteter Anteil des Onlinevertriebs am Neugeschäft
Marktanteil Schaden/Unfall-Versicherung (privat) Personenversicherung (Leben, Kranken)
in 10 J. in 25 J. in 10 J. in 25 J.
Live-Umfrage unter den IFA-Teilnehmern: Welchen Anteil wird der Onlinevertrieb am Neugeschäft in 10 und in 25 Jahren haben?
bis 3 % 4 % 0 % 20 % 6 %
4–10 % 33 % 12 % 45 % 28 %
11–25 % 42 % 25 % 20 % 38 %
über 25 % 21 % 63 % 16 % 28 %

Schadenfallerledigung via Internet

Und wie viele Schadenfälle werden in zehn Jahren ausschließlich mit Hilfe von Algorithmen & Co., also ohne menschliches Zutun, erledigt werden?

30 Prozent gehen davon aus, dass mehr als die Hälfte der Schäden sozusagen „digital“ abgewickelt werden wird. Weitere 43 Prozent meinten, dass zwischen einem Viertel und der Hälfte der Fälle auf diese Weise abgewickelt werden, und 23 Prozent schätzen das Volumen auf ein Zehntel bis ein Viertel bewegen wird. Mit einem Anteil von weniger als einem Zehntel rechnen bloß fünf Prozent.

Insurtechs: Entwicklung „erst am Anfang“

Wo es um Digitalisierung geht, ist der Begriff „Insurtech“ nicht weit. Wie sehen die IFA-Besucher die Entwicklung des „Insurtech-Marktes“? Die meisten (78 Prozent) sind der Ansicht, dass sie erst am Anfang steht. Zehn Prozent diagnostizieren einen „Stillstand“, und zwölf Prozent sehen die Insurtech-Welle bereits wieder abebben.

Peter Hagen, Mitgründer des Insurtechs Coya AG (VersicherungsJournal 30.8.2017) und früherer CEO der Vienna Insurance Group AG (VIG), teilte den Standpunkt der Mehrheit: „Wir stehen natürlich am Anfang.“ Das habe auch aufsichtsrechtliche Gründe. „Die regulatorischen Hürden sind existent“, sagte Hagen. Jedenfalls, bis man sie überwunden hat – nachher seien sie ein „Schutz“.

Koexistenz alter und neuer Akteure

Die meisten Akteure konzentrieren sich auf einzelne Teile der Wertschöpfungskette und versuchen, diese zu optimieren, stellte Hagen fest. Der „schwerere“ Weg, ein Versicherungsunternehmen zu werden, werde nur von wenigen gewählt.

Nun mangle es ja an sich auch nicht an Sach- und Lebensversicherern, meinte Hagens Interviewpartner Nikolai Dördrechter, COO bei XTP, dazu. Haben neue „Carrier“ da überhaupt eine Chance? Das Publikum äußerte sich in einer weiteren Live-Umfrage per App recht eindeutig.

Denn dass sich die Herausforderer „durchsetzen“ werden, nehmen nur zehn Prozent an. Dass sie wieder von der Bildfläche verschwinden werden, erwarten aber auch nur wenige (acht Prozent). 83 Prozent gehen davon aus, dass etablierte und neue Akteure „nebeneinander bestehen werden“.

Nicht nur ein Fortschreiben des Bisherigen

Hagen betrachtet Digitalisierung jedenfalls nicht einfach als ein weiteres Glied, das sich an die Kette Schreibstift – Schreibmaschine – PC anschließt, sondern als etwas Neues. Und die Entwicklung verlaufe schnell; so werde etwa der 5G-Funkstandard „völlig verändern, wie die Welt funktioniert“.

Wenn „autonomes Fahren“ einmal gelebter Alltag wird, werde sich die Frage stellen, wer im Fall des Falles zu klagen ist: Der Fahrer? Das System? Beide? Hagen erwartet, dass sich das Kfz-Segment zu „einer Art Produkthaftpflicht“ entwickeln wird. „Das wird ein B2B-Geschäft“, und zwar eines, das eher bei wenigen großen Versicherern angesiedelt sein dürfte, meint Hagen.

Oder: Heute schon sei es möglich, mit „smarten“ Armbanduhren Vitalwerte zu messen, die, ohne invasiv zu sein, Gesundheitsrisiken aufspüren können – eine mögliche Anwendung also für Vorwarnsysteme.

Mehr eine Frage der Kultur als der Technik

Dass es durch die Menge an solcherart gewonnen Daten zu einer Selektion bis hinunter zur einzelnen Person – und letzten Endes zu Nichtversicherbarkeit – kommen könnte, glaubt Hagen nicht. Wohl aber werde dadurch die Möglichkeit geschaffen, manches zu versichern, was bisher nicht versichert wurde, oder aber etwa präventiv auf Risiken aufmerksam zu machen.

An die etablierten Anbieter gerichtet, sagt Hagen: Wenn man davon überzeugt ist, dass eine Disruption im Gange ist, müsse man „völlig neu anfangen“. Das Problem liege dabei nicht in der Technologie, sondern in der Kultur.

4.Hybride Agenten, Ropo-Kunden und sexy Versicherung

3.4.2019 – Auch wenn der Begriff „Disruption“ zum ständigen Begleiter (nicht nur) der Versicherungsbranche geworden ist: HDI-Chef Günther Weiß rät, ohne Furcht an die Sache heranzugehen. Es komme darauf an, auf Umbrüche vorbereitet zu sein, sagt Allianz-CEO Rémi Vrignaud und schreibt dem Außendienst auch in Zukunft eine wichtige Rolle zu. Ex-VIG-Konzernchef Peter Hagen warnt: Das Thema „Onlinevertrieb“ dürft nicht so verstanden werden, als ginge es bloß um die Fortsetzung der bisherigen Politik mit eben anderen Mitteln.

Als eine Disruption, die den „Tod der konventionellen Versicherungsunternehmen“ bedeutet, will Günther Weiß, Vorstandschef der HDI Versicherung AG, Digitalisierung nicht verstanden wissen, wie er beim jüngsten Insurance Forum Austria (IFA) sagte.

Angstgefühle zu entwickeln, hält er nicht für angebracht. Wandel gebe es immer – und persönliche Kontakte auch noch in Zukunft, so Weiß in der Podiumsdiskussion.

„Tempo“ sei zwar nötig, andererseits erwartet er, dass die Entwicklung in Österreich langsamer fortschreiten wird und dass bestehende Modelle weiter Bestand haben werden.

Auf Disruption vorbereitet sein

Für den Vorstandschef der Allianz-Gruppe Österreich, Rémi Vrignaud, kommt es darauf an, „vorbereitet zu sein“, wenn eine Welle der Disruption auf die österreichische Versicherungsbranche trifft. Das betreffe sowohl die Technik, als auch die „Kultur“.

Seine Prognose: Es wird künftig „nicht ums Produkt, sondern ums Thema“ gehen, beispielsweise stehe also nicht „Kfz-Versicherung“ im Vordergrund, sondern „Mobilität“. Der Fokus werde sich von der Sicht auf das Produkt „hin zu Ökosystemen“ bewegen.

„Enorme Bedeutung“ des Außendienstes

Welcher Stellenwert wird angesichts dessen dem angestellten Außendienst in Zukunft zukommen? Vrignaud betonte, menschlicher Kontakt spiele eine große Rolle. „Mir geht es auch so: Ich rede lieber von Mensch zu Mensch.“
Dementsprechend misst er dem angestellten Außendienst „enorme Bedeutung“ bei. „Wir bedienen alle Vertriebswege“, sagt Vrignaud und erblickt darin nicht zuletzt einen „Vorteil etablierter Versicherungsunternehmen“. Und schlussendlich entscheide der Kunde, welchen Kanal er wählt.

„Nicht gering“ sei die Anzahl der „Ropo“- oder „Hybrid“-Kunden, die online Informationen einholen und Prämien berechnen beziehungsweise die eine Versicherung on- und die andere offline abschließen.
Der Anteil gehe hier „Richtung 50 Prozent“. In der „digitalen Journey“ gingen demnach allerdings auch viele Kunden verloren, „die wir offline Gott sei Dank wieder abholen“.

Wachstum des Onlinevertriebs erwartet

Vor der Diskussionsrunde hatte das IFA-Publikum die Möglichkeit, seine Einschätzung darüber abzugeben, wie sich der Anteil des Onlinevertriebs – derzeit wird von 1 bis 2 Prozent gesprochen – in den kommenden Jahren entwickeln wird (VersicherungsJournal 2.4.2019).

Die Frage wurde dann auch den Podiumsdiskutanten gestellt. Weiß schätzt, dass der Anteil in einer Größenordnung von einem Zehntel liegen wird, fügte aber hinzu, Prognosen hierzu seien schwierig. „Wir versuchen, beide ‚Parallelwelten‘ abzudecken“, so Weiß.

Vrignaud rechnet mit mehr: durchschnittlich 20 bis 30 Prozent, wobei er ihn im urbanen Bereich mit 30 bis 40 Prozent ansetzt, in ländlichen Gebieten entsprechend niedriger.

Nicht bloß more of the same

Peter Hagen, Mitgründer des digitalen Versicherers Coya AG, warnte davor, Digitalisierung so zu verstehen, dass man künftig einfach „das Gleiche“ tun werde wie bisher, nur eben mit einem anderen Medium.„Das ist falsch“, so der vormalige Vorstandschef der Vienna Insurance Group AG (VIG). Beispielsweise ließen sich Versicherungen, „die nur ein paar Cent kosten“ wie etwa die oft zitierten „situationsbezogenen“ Versicherungen, überhaupt nur online realisieren.

Der „Hybridagent“

Gelingt es den Versicherungsunternehmen, die Verbindung zwischen den „Parallelwelten“ herzustellen, sprich: „digitale Kunden“ in der Offline-Welt wiederzuerkennen?

„Wir lösen das durch Einbindung der Agenten“, erläuterte Vrignaud. „Der Onlineshop gehört dem Agenten.“ Auf diese Weise kombiniere man On- und Offlinekanäle. „Wir haben den Hybridagenten“, so Vrignauds bildhafte Kurzbeschreibung des Modells.

Wie wird Versicherung sexy?

Schließlich sah sich die Runde noch mit der Frage konfrontiert, mit welchen Services Versicherung „sexy“ gestaltet werden kann.Weiß gab sich da skeptisch: „Versicherung kann per se nicht sexy sein.“ Er glaubt nicht, dass es Kunden ein besonderes Bedürfnis ist, sich mit diesem Thema zu beschäftigen, und hält deshalb andere Ansatzpunkte für erforderlich.

Die HDI biete beispielsweise mit dem Werkstättennetz Vorteile an. Ein „guter Ansatz“ für eine stärkere Vernetzung seien „Ökosysteme“.

Versicherung – und mehr

Qualität, Preis, zusätzliche Services: Was ist in Zukunft besonders wichtig? Weiß will hier keine Prioritäten setzen, alle drei Faktoren seien wichtig.Versicherung mit Services zu koppeln, biete sich an, um eine Verknüpfung mit Bereichen außerhalb der Versicherung herzustellen. „Dann kommt man auch von dem negativ behafteten Schaden-Thema weg.“

„Die Kunst wird sein, alles zu verbinden“, positionierte sich Vrignaud ähnlich wie Weiß. „Das Angebot im Ökosystem der Kunden wird entscheidend sein.“

5.Die künftige Vertriebslandschaft und ein Henne-Ei-Frage

4.4.2019 – Kein Interesse an einem Abbau des Außendienstes, ein – unterschiedlich eingeschätzter – Trend zu Makler-Zusammenschlüssen und eine mitunter schwierige, aber auf Augenhöhe stattfindende Begegnung von Versicherern und Maklerverbünden: Darüber sprachen Klaus Koban (Versicherungsmakler), Ralph Müller (Donau), Arno Schuchter (Generali) und Sabine Usaty (Uniqa) in einer Podiumsdiskussion.
Prognosen sind bekanntlich vor allem dann schwierig, wenn sie die Zukunft betreffen. Arno Schuchter, Vertriebsvorstand der Generali Versicherung AG, will sich denn auch lieber in Zurückhaltung üben, wenn es um Vorhersagen zur Entwicklung der Vertriebslandschaft geht, die über zehn Jahre hinausreichen.

Auf einer kürzeren Zeitskala, innerhalb der nächsten zehn Jahre, nimmt er aber an, dass sich der Außendienst „nicht dramatisch reduzieren wird“, wie er vor wenigen Tagen bei einer Podiumsdiskussion beim Insurance Forum Austria (IFA) sagte.

Bei den Maklern erwartet Schuchter einen Rückgang der Anzahl der Gewerbescheine – aber nicht, weil er mit weniger Maklern rechnet, sondern damit, dass sie sich vermehrt zusammenschließen. Von Wachstum geht Schuchter im Bankenvertrieb, speziell in der Lebensversicherung, aus.

Kein Wunsch nach Reduktion des Außendienstes

Für Sabine Usaty, im Vorstand der Uniqa Österreich Versicherungen AG für den Bereich „Kunde & Markt“ zuständig, ist eine Reduktion des Außendienstes kein Wunschszenario, zumal es „viel Bestand zu betreuen gibt“ und den Menschen Empathie wichtig sei.

Mitarbeiter für den Außendienst zu finden, sei allerdings ein Problem: Usaty ist skeptisch, dass die pensionsbedingten Abgänge ohne Weiteres ersetzbar sind, weshalb der Außendienst bis 2030 um etwa 15 Prozent schrumpfen könnte. Die Branche leide eben auch unter mangelnder Attraktivität. Daraus ergebe sich wiederum Digitalisierungs- und Automatisierungsdruck.

Auch der Vorstandsvorsitzende der Donau Versicherung AG, Ralph Müller, unterstrich, eine Verkleinerung des Außendienstes sei nicht geplant. Was den Maklermarkt betrifft, tippt er auf einen leichten Rückgang, bei einem Trend zu stärkerer Konzentration.

Klaus Koban, Geschäftsführer der Koban Südvers Group GmbH und Leiter des Arbeitskreises Recht im Fachverband der Versicherungsmakler, sagte, dass der Bedarf nach Maklern „dramatisch zunimmt“. Er stützt sich auf Beobachtungen aus der universitären Ausbildung: Vor 30 Jahren sei der Makleranteil in Lehrgängen bei 1 bis 2 Prozent gelegen, heute bei bis zu 50 Prozent.

Begegnung „auf Augenhöhe“, fordernd für Versicherer

Auf die Effekte des Trends zu Zusammenschlüssen von Maklern befragt, sprach Müller von einer „gewissen Preismacht“, die die größten Verbünde erreicht hätten. Damit werde aber „sorgsam und auf Augenhöhe umgegangen“.

Manche Verbünde hätten inzwischen eine Größe erreicht, die es schwer mache, weiter zu wachsen, weil Marktsättigung, unterschiedliche Visionen und Strategien dagegenstehen könnten. Übernahmen von Maklerbeständen könnten aber eine weitere Konzentration bewirken, so Müller.

Usaty sieht für die Entwicklung der Maklerverbünde das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Sie glaubt, dass gerade kleine Makler weiter in Zusammenschlüsse gehen werden.

Das Verhältnis zu Verbünden ist Usaty zufolge fordernd; sie erwähnte in dem Zusammenhang etwa Boni-Vereinbarungen. Die Diskussion spiele sich auf Augenhöhe ab, sagte auch Usaty, sei aber insofern auch schwierig, „weil wir uns nicht nur als Produktgeber sehen“.

Schubfaktoren für und Potenzial von Maklerverbünden

Demographie, Regulatorik, Kosten und die Verlockung besserer Produktpakete dürften Faktoren sein, die zur weiteren Entwicklung der Verbünde beitragen, meint Schuchter. Für die Versicherer sieht er vor diesem Hintergrund steigende Kosten über Boni und Overhead-Provisionen entstehen.

Koban argumentierte, Versicherungsunternehmen hätten den Versicherungsmaklern zunehmend Aufgaben übertragen, während Serviceleistungen der Versicherer zurückgegangen seien. „Ein gewisser Ausgleich ist gerechtfertigt“, folgerte er.

Für Verbünde sieht Koban „noch riesengroßes Potenzial“. Die Versicherer hätten dieses erkannt und bereits eigene Strategien für Verbünde erstellt. Weiterbildung, Prozesse, Produkte, Internationalität – das seien Treiber für das Wachstum von V

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