Immer mehr Gesundheitseinrichtungen nutzen ELGA
Die Bilanz nach rund einem Jahr Betrieb der elektronischen Gesundheitsakte ELGA kann sich sehen lassen: Mittlerweile sind bereits über 2,7 Millionen e-Befunde via ELGA verfügbar.
Kaum jemanden lässt ELGA, die elektronische Gesundheitsakte, kalt. Entschieden befürwortet von den einen, lautstark bekämpft von den anderen. Ende 2015 ist ELGA in der Steiermark und in Wien gestartet. Wie läuft der Rollout und was kann ELGA wirklich? Dr. Susanne Herbek, Geschäftsführerin der ELGA GmbH, beantwortet die wichtigsten Fragen rund um das größte e-Health-Projekt im österreichischen Gesundheitswesen.
Wieso brauchen wir ELGA überhaupt?
Einerseits ermöglicht die elektronische Gesundheitsakte den Bürgerinnen und Bürgern erstmals, rund um die Uhr auf die eigenen Befunde, Entlassungsbriefe oder Medikationsdaten zuzugreifen. Damit wird auch den Anforderungen der Patientencharta hinsichtlich des Rechts der Patientinnen und Patienten auf Einsichtnahme in die über sie geführte Dokumentation der diagnostischen, therapeutischen und pflegerischen Maßnahmen Rechnung getragen. Andererseits unterstützt ELGA den Austausch relevanter Gesundheitsdaten zwischen den behandelnden und betreuenden Gesundheitseinrichtungen. Das erleichtert ihnen ein umfassendes Bild über den aktuellen Gesundheitsstatus der Patientin oder des Patienten zu erhalten. So hilft die Vernetzung aller Akteure in Medizin und Pflege mit, beste Behandlungs- und Betreuungsqualität und damit hohe Sicherheit für Patientinnen und Patienten zu erzielen.
Moderne Kommunikation im Gesundheitswesen braucht neben technischen Lösungen auch die Bereitschaft für Weiterentwicklung in den Köpfen aller Beteiligten.
Wie beeinflusst ELGA das Gesundheitswesen in Österreich?
ELGA ist als österreichweites innovatives e-Health-Projekt ein wichtiger Bestandteil der aktuellen Gesundheitsreform und wird im gesundheitspolitischen Auftrag des Bundes, der Sozialversicherung und aller neun Bundesländer umgesetzt. Die Gesundheitsreform setzt auf eine engere Vernetzung aller Gesundheitsberufe und –einrichtungen. Die strukturierte und standardisierte elektronische Patientendokumentation bietet die Grundlage für einen effizienten Austausch relevanter Gesundheitsdaten. Durch die Nutzung von ELGA als „Transportmedium“ dieser ausgewählten Informationen eröffnet sich eine Verbesserung des Informationsflusses zwischen den am Behandlungsprozess beteiligten Gesundheitsorganisationen einerseits und gegenüber dem Patienten andererseits. Mit Hilfe von ELGA steht so eine moderne und sichere Informationstechnologie zur Unterstützung der integrierten Versorgung zur Verfügung.
Datenschutz und Datensicherheit: Wie wird das bei ELGA gewährleistet?
Wir sind uns einig: Informationen zur eigenen Gesundheit sind persönliche und hoch sensible Daten. Daher spielen gesetzliche Vorschriften und technische Sicherheitsmaßnahmen bei ELGA eine ganz entscheidende Rolle. Nur gesetzlich berechtigte Gesundheitseinrichtungen wie Spitäler, Ärzte, Pflegeeinrichtungen oder Apotheken, die sogenannten ELGA-Gesundheitsdiensteanbieter, dürfen auf Gesundheitsdaten von ihren Patientinnen und Patienten zugreifen. Und dies auch nur, wenn ein aufrechtes Behandlungs- bzw. Betreuungsverhältnis besteht – dies wird z.B. mit dem Stecken der e-card auch technisch bestätigt. Der Einstieg in die persönliche ELGA erfolgt über Handy-Signatur bzw. Bürgerkarte – bewährte und sichere Methoden aus dem e-Government, um sich im Internet auszuweisen. Die ELGA-Befunde entstehen bei den ELGA-Gesundheitsdiensteanbietern und werden in deren Verantwortungsbereich entweder in eigenen Hochsicherheitsrechenzentren oder in den Rechenzentren ihrer Dienstleister gespeichert. ELGA-Gesundheitsdaten werden überdies ausschließlich in verschlüsselter Form in etablierten und sicheren Gesundheitsnetzen transportiert. Von Bedeutung ist aber auch ein auf allen Ebenen der Gesundheitsorganisationen und ihrer IT-Betreiber ein ausgeprägtes Sicherheitsbewusstsein im Umgang mit den sensiblen Daten des Gesundheitswesens – nicht nur im Zusammenhang mit ELGA.
Wo steht ELGA jetzt? Wie geht’s weiter mit dem Rollout?
Die Bilanz nach rund einem Jahr ELGA ist sehr positiv: Schon mehr als 2,7 Millionen e-Befunde sind jetzt auf dem Wege von ELGA abrufbar. Im Dezember 2015 ist die elektronische Gesundheitsakte in der Steiermark und in Wien an den Start gegangen. Mittlerweile arbeiten mehr als 60 Gesundheitseinrichtungen mit ELGA. Die ELGA-Bereiche Salzburg, Oberösterreich und Tirol gehen noch heuer mit ELGA in Betrieb. Ebenso der ELGA-Bereich der elektronischen Gesundheitsplattform der Ordens-Krankenhäuser für die Spitäler der Barmherzigen Brüder und der Vinzenz Gruppe. Auch noch im Jahr 2016 starten weitere Einrichtungen der Sozialversicherung. Die ELGA-Bereiche Niederösterreich, Vorarlberg und Burgenland beginnen in der ersten Jahreshälfte 2017 mit ELGA. Kassenambulatorien sowie private Krankenanstalten haben ebenfalls die Möglichkeit, Befunde via ELGA zur Verfügung zu stellen bzw. abzurufen. Es folgen der niedergelassene Bereich mit Kassenärzten und Apotheken sowie bis 2022 die Zahnärztinnen und Zahnärzte mit Kassenvertrag.
Wie entwickelt sich e-Health weiter? Und wie sieht ELGA 2050 aus?
Die IT-Entwicklung schreitet – nicht nur im Gesundheitsbereich – mit großen Schritten voran. Schon in naher Zukunft wird es IT-Services geben, an die wir heute noch gar nicht denken. Die Erfahrungen in jenen Ländern oder Organisationen, in denen ELGA-ähnliche System existieren, lassen darauf schließen, dass ELGA nach Etablierung des Systems ein integrierter Bestandteil des Gesundheits- und Krankheitslebens jeder Bürgerin und jedes Bürgers sein wird. So wird bereits jetzt darüber nachgedacht, Patientenverfügungen oder Vorsorgevollmachten im Wege von ELGA den Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung zu stellen.
Dr. Susanne Herbek, Geschäftsführerin und Sprecherin der ELGA GmbH spricht am 16./17. November 2017 beim 9. E-Health Forum in Wien.