CSRD-Readiness in Österreich: Studie von Forvis Mazars
ATX-Studie 2024 im Überblick
Obwohl die CSRD noch nicht in nationales Recht überführt wurde, haben nahezu alle Unternehmen ihre Berichte freiwillig nach den European Sustainability Reporting Standards (ESRS) erstellt – ein deutliches Zeichen für die Ernsthaftigkeit, mit der Nachhaltigkeitsthemen inzwischen behandelt werden.
Der durchschnittliche Nachhaltigkeitsbericht war 127 Seiten lang; der kürzeste Bericht kam auf 83, der längste auf 368 Seiten. Im Mittel wurden 42 wesentliche Themen identifiziert und behandelt. Trotz freiwilliger Basis ließen 82,4 % der Unternehmen ihre Berichte extern prüfen, meist mit begrenzter Sicherheit, wie sie von der CSRD vorgesehen ist.
ESRS-Standards: Konformität und Parallelen
Alle analysierten Unternehmen haben die ESRS weitgehend vollständig angewendet. Gemeinsamkeiten zeigen sich besonders in der Berichterstattung zu folgenden Themen: Klimawandel (E1), Arbeitskräfte (S1) und Governance (G1). Einheitlich berichten die Unternehmen über ihre Treibhausgasbilanzen inklusive Scope-3-Emissionen, veröffentlichen Klimaziele, beziehen ESG-Kriterien in ihre Vergütungssysteme ein und legen Kennzahlen zu Gender Pay Gap sowie zur CEO Pay Ratio offen. Auffällig ist, dass über bestimmte Themen wie Umweltverschmutzung, besonders besorgniserregende Stoffe oder Tierschutz kein Unternehmen berichtet – was auch an der Zusammensetzung der Branchen im ATX liegen dürfte.
Wesentlichkeitsanalyse & Chancenorientierung
Ein zentrales Element der ESRS-Berichterstattung ist die doppelte Wesentlichkeitsanalyse. Hierbei zeigt sich, dass negative Auswirkungen stärker thematisiert werden als positive. Die Unternehmen berichten deutlich mehr über Risiken als über Chancen, was Forvis Mazars als Indiz dafür wertet, dass das Chancenpotenzial von Nachhaltigkeitsthemen noch nicht voll ausgeschöpft wird. Auch die Aufbereitung der Themen ist sehr unterschiedlich: Während einige Unternehmen strukturierte Tabellen mit klarer Trennung der Aspekte nutzen, bleiben andere im Fließtext eher unübersichtlich.
Berichtsstruktur und Nutzung weiterer Rahmenwerke
Inhaltlich besonders umfangreich waren die Kapitel zu Allgemeinen Angaben (ESRS 2), Klimawandel (E1) und Arbeitskräfte (S1). Die Einbindung von weiteren Rahmenwerken wie TCFD, TNFD, GRI oder SDGs ist bei etwa zwei Drittel der Unternehmen erkennbar. Einige Firmen integrieren sektorspezifische Themen oder Kennzahlen – etwa zu Cybersecurity, nachhaltiger Innovation oder Geldwäscheprävention.
Die Integration der Nachhaltigkeitsberichterstattung in den Lagebericht wurde von fast allen Unternehmen umgesetzt, was auf eine gelungene Koordination mit den Finanzberichtsprozessen hinweist. Ein ESRS-Index, der die enthaltenen Angaben und deren Seitenzahlen dokumentiert, wurde von der Mehrheit erstellt – mit deutlichen Unterschieden in der Detailtiefe.
Performance-Kennzahlen und Vergütungssysteme
Sämtliche Unternehmen haben ESG-Kriterien in ihre Vorstandsvergütung integriert, was ein starkes Signal für die strategische Verankerung von Nachhaltigkeit ist. Auch beim Thema Klimaziele zeigt sich ein hoher Reifegrad: Alle ATX-Unternehmen haben sich zu Klimazielen bekannt, ein Drittel davon ließ diese Ziele sogar extern von der Science Based Targets Initiative (SBTi) validieren. Immer mehr Unternehmen publizieren detaillierte Übergangspläne zur Dekarbonisierung.
Fazit und Ausblick
Die Studie zeigt, dass die österreichischen ATX-Unternehmen bei der Umsetzung der CSRD bereits weit fortgeschritten sind – sowohl was die formale Umsetzung als auch die inhaltliche Tiefe betrifft. Für die kommenden Jahre ist mit einer weiteren Professionalisierung und Standardisierung der Berichte zu rechnen, insbesondere was Chancenorientierung, Strukturierung und Vergleichbarkeit betrifft. Die CSRD wirkt dabei als Treiber einer nachhaltigeren Unternehmensführung – unabhängig von gesetzlicher Verpflichtung.
Hier finden Sie die vollständige Studie auf der Homepage von Forvis Mazars