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Compliance now!

Compliance now! Germany Gekommen, um zu bleiben.

Am Morgen des 12. Mai eröffnete Moritz Mirascija die „Compliance now! Germany“ im Bold Campus in Königstein bei Frankfurt am Main. Im Premierenpublikum von über 100 Personen war eine gelungene Mischung aus von Banken und Unternehmen vertreten. Ein besonderer Dank gebührt den fachlichen Leitern und „Founding Fathers“ Alexander Petsche (Baker McKenzie, Wien) und Nicolai Behr (Baker McKenzie, München).

Alexander Petsche ließ die Anfänge Revue passieren: Vor über 13 Jahren startete man in Österreich mit einem Lehrgang und einer Tagung – heute ist daraus DAS Event der Compliance-Community in Österreich geworden: Klassentreffen, Familienfeier und Fortbildung zugleich.

Was ist das Erfolgsrezept der österreichischen Tagung? Top-Speaker, inspirierende Round Tables, echter Erfahrungsaustausch und der Blick über den Tellerrand. Genau dieses Format wird jetzt nach Deutschland übertragen. Herzlichen Dank an Nicolai Behr, der nun den Staffelstab übernimmt.

Und Nicolai Behr freut sich auf diese Aufgabe – besonders, weil die Zusammenarbeit zwischen Österreich und Deutschland schon in der Planung so gut funktioniert hat:„Gutes Netzwerken bedeutet auch, dass man sich traut, die wirklich heiklen Fragen zu stellen.“

COMPLIANCE 2030 – ein Blick in die Zukunft

Mit einem starken Impuls eröffnete Nicolai Behr dann die Konferenz: Compliance ist kein Hype – sie erfindet sich ständig neu: Von Anti-Korruption und Geldwäsche über ESG, Green Deal und Lieferkettengesetzgebung bis hin zu KI und Cyberrisiken.

Die zentrale Botschaft: Es geht längst nicht mehr nur um Regelüberwachung, sondern um Change-Management, Kulturwandel und strategische Unternehmenssteuerung. Legal Tech ist da – aber kein Allheilmittel. Die erste Euphorie ist vorbei, jetzt geht es um gezielte, kluge Anwendung. 100 % Compliance ist eine Illusion – die Frage ist, wie man Risiken intelligent justiert und das Unternehmen gemeinsam mit dem Vorstand richtig ausrichtet.

Im daran anschließenden Opening-Panel diskutierten Hans-Georg Beyer (Commerzbank), Cornelia Godzierz (Infineon), Alexander Petsche (Baker McKenzie) und Melanie Pöpping (Knorr Bremse) unter der Moderation von Nicolai Behr unter anderem, was ESG, Sanktionen und EU-Harmonisierung für die Praxis bedeuten und welche Learnings es aus Österreich und Deutschland gibt. Einige Kernsätze aus der Diskussion:

• „AI-Tools sind für Compliance bald so selbstverständlich wie das Navi im Auto – wer erinnert sich noch an die Zeit, als der Beifahrer mit Papierkarten navigieren musste?“

• Chatbots beantworten heute schnell Fragen wie: „Darf ich ein Geschenk annehmen?“ – für strategische Themen wie Russland-Geschäfte braucht es aber nach wie vor menschliche Expertise.

• KI kann helfen, bei riesigen Datenmengen Muster zu erkennen, etwa bei Korruption. Aber sie ersetzt keine Erfahrung – besonders im juristischen Bereich muss man lernen, mit Unsicherheit umzugehen.

• Das Image von Compliance braucht starke Persönlichkeiten: „Schnappt euch die Themen, seid sichtbar, gestaltet aktiv mit!“

RethinkingCompliance – Kommunikation, Haltung und Technologie neu denken

Insights von Nina Stoeckel, Boehringer Ingelheim

Die Pharmabranche zählt zu den am stärksten regulierten Wirtschaftsbereichen – vergleichbar mit dem Bankenwesen. Für Nina Stoeckel, Compliance-Verantwortliche bei Boehringer Ingelheim, ist klar: Der Erfolg eines Compliance-Programms bemisst sich nicht allein daran, wie gut regulatorische Anforderungen erfüllt werden, sondern vor allem daran, wie stark die Abteilung intern positioniert ist, wie effektiv sie kommuniziert – und wie sehr sie sich als Partner des Business versteht.

People first: Compliance ist Kommunikation

Im Zentrum eines modernen Compliance-Programms steht der Mensch – nicht das Regelwerk. Es geht darum, Vertrauen aufzubauen, Stakeholder aktiv einzubinden und klare Positionen zu vermitteln. Trainings sind zwar ein zentraler Hebel, aber die Qualität muss stimmen: Niemand möchte schon wieder ein langweiliges Pflichtmodul absolvieren, um dafür seine Weiterbildungsnachweise abzuhaken. Echte Verhaltensveränderung und Mehrwert schafft man mit Live-Trainings, interaktiven Elementen, praxisnahen Inhalten und gutem Storytelling.

Compliance muss raus aus dem Backoffice und rein ins Unternehmen. Es braucht Kommunikation auf Augenhöhe, Trainings mit Substanz, Technologie mit echtem Nutzen – und ein Team, das mehr kann als nur die rechtliche Expertise. Compliance ist kein Selbstzweck.

DORA: Mehr als nur IT – Wie der Digital Operational Resilience Act die Compliance verändert

Espresso-Talk mit Stephanie Nöth-Zahn (Horváth & Partner) & Ansgar Hofmann (NÜRNBERGER Versicherung)

DORA ist mehr als einfach nur ein weiteres neues Regulierungswerk, sondern zeigt, dass die Zeiten des Silodenkens vorbei sind: Compliance muss integraler Bestandteil der Geschäftssteuerung sein. Die Implementierungsphase zeigt aber, dass das kein Selbstläufer ist. Vieles steht und fällt mit klarer Kommunikation, interdisziplinärer Zusammenarbeit und einem gemeinsamen Verständnis für Risiken und Verantwortlichkeiten. Gerade in der Schnittstelle zwischen Business, IT und Compliance ist es herausfordernd – aber essenziell – dieselbe Sprache zu sprechen. Dadurch, dass DORA ein durchdachtes, prüfbares IT- und Finanzmanagement verlangt, wird es noch stärker notwendig, Compliance in den operativen Geschäftsprozessen zu verankern.

Konferenzen wie diese sind mehr als Fachinputs und Networking. Sie sind Gelegenheit zur Selbstreflexion: „Habe ich an alles gedacht?“ – und zur Orientierung: „Wie gehen andere mit der Komplexität um?“

(Stephanie Nöth-Zahn)

COMPLIANCE ZWISCHEN SANKTIONEN, EMBARGOS & ZEITENWENDE: Werte, Wandel und Widersprüche im globalen Koordinatensystem

Wie sehr stehen Werte unter geopolitischem Druck? Diese Frage stand im Zentrum des von Martin Kreutner, First Dean (emeritus) der IACA moderierten Panels. Mit am Podium: Anahita Thoms (Baker McKenzie Berlin) und Dr. Viktor Winkler.

Hier einige Aussagen aus der Diskussion:

  • Es gibt kein universelles Compliance-Modell – je nach geografischem Fokus (USA, Asien, Europa) unterscheiden sich Strategien, Werteverständnisse und rechtliche Rahmenbedingungen massiv. Daher muss Compliance globale Unterschiede anerkennen – und lokale Antworten ermöglichen.
  • Die Grenzen zwischen Rechtsabteilung, Compliance und Kommunikation sollten durchlässiger werden – besonders, weil Reputationsrisiken manchmal schwerer wiegen können als juristische Konsequenzen.
  • Der Wunsch nach wertebasierter Unternehmensführung ist legitim – aber die tatsächlichen Auswirkungen sind nicht immer eindeutig. Europa muss sich deshalb die Frage stellen: Wie glaubwürdig vertreten wir unsere Werte – und welche Konsequenzen hat unser Handeln für andere Weltregionen?
  • Denken wir Compliance ganzheitlich: wirtschaftlich, politisch, kulturell – und global.

Danach entführte der Musikproduzent und Dirigent Christian Gansch in die Welt der Musik und erklärte, warum das Leiten eines Orchesters wenig mit Emotion oder gar Esoterik zu tun hat, sondern vielmehr mit Führungsprinzipien, die auch im leiten einer Compliance-Abteilung relevant sind. Danach stieg die Compliance-konforme Konferenz-Party.

Mehr zu Christian Gansch in unserem Blog

Compliance & Psychologie: Zwischen Haltung, Führung und Burnout

Am kommenden Morgen ging es um die psychologischen Grundlagen erfolgreicher Compliance-Arbeit. Carmen Schön, Wirtschaftspsychologin und ehemalige Leiterin einer Rechtsabteilung, betonte im Gespräch mit Alexander Petsche die besondere Herausforderung von Compliance-Verantwortlichen. Wer seinen Job in der Compliance ernst nimmt, wird nicht selten als „Verhinderer“ wahrgenommen – und findet sich schnell am Rand interner Prozesse wieder. Und das macht keinen Spaß -die Folge: Demotivation bis zum Burnout.

Der Schlüssel ist Kommunikation – und die Fähigkeit, mit Widerständen umzugehen. Wer Compliance wirksam verankern möchte, muss verstehen, wie Menschen ticken, was sie motiviert – und wie sich Verhalten beeinflussen lässt, ohne Druck auszuüben. Der „Tone from the Top“ ist dabei ein zentrales Element: Wenn sich das Management nicht vorbildlich verhält, hilfrt es auch nicht, vielseitige Code-of-Conducts zu schreiben. Unternehmen können noch so viele Trainings durchführen – ohne echtes Vorleben von Integrität läuft der „Compliance-Zug“ nicht, weil die Lokomotive fehlt.

Trade Compliance: Zwischen Sachbearbeitung und strategischem Management

Im Rahmen des abschließenden Espresso-Talks drehte sich alles um das Management von Trade Compliance in international agierenden Unternehmen – mit besonderem Blick auf die Rolle von Strafzöllen, Sanktionen und der Frage: Braucht es eine USA-Task-Force? Dirk Hagemann (Hagemann Trade Compliance Consulting) und Viktor Justich (JENOPTIK) machten von Beginn an klar: Es ging nicht darum, politische Bewertungen abzugeben, sondern um praxisorientierte Handlungsstrategien. Für europäische Unternehmen ist die Einhaltung internationaler Handelsvorgaben keine bloße Pflichtübung, sondern ein kritischer Wettbewerbsfaktor. Ein zentraler Punkt: die klare Unterscheidung zwischen operativer Bearbeitung und strategischem Management von Trade Compliance. Wer im internationalen Geschäft bestehen will, darf sich nicht auf Checklisten beschränken. Vielmehr braucht es ein aktives Managementsystem, das über das reine Abarbeiten hinausgeht, Zusammenhänge versteht und Risiken voraussieht. Wer die Regeln kennt, darf sie auch brechen: Trade Compliance ist unmittelbar umsatzrelevant – und damit besonders sensibel. Compliance-Abteilungen müssen deshalb nicht nur rechtssicher, sondern auch geschäftsnah arbeiten. Das erfordert eine enge Verzahnung mit operativen Einheiten sowie ein Bewusstsein für wirtschaftliche Zusammenhänge. Die Referenten gaben einen klaren Impuls mit: Im strategischen Compliance Management, sollte man sich gezielt über das eigene Fachgebiet hinaus weiterentwickeln. Führung bedeutet hier auch, Brücken zu bauen – zwischen Unternehmensbereichen, zu Standorten in anderen Ländern und auch zu externen Stakeholdern wie Banken oder Behörden.

Nicolai Behr und Moritz Mirascija mit dem Sum-up zum Abschluss:

Ein äußerst positives Fazit: „Es hat wahnsinnig Spaß gemacht!“ Besonders beeindruckend war der Community-Spirit – in den Pausen stand niemand allein, alle waren im Austausch, neue Kontakte wurden geknüpft und bestehende vertieft. Die Compliance-Community in Deutschland ist spürbar im Aufbruch – und wird weiter wachsen. Im Spannungsfeld von Werten, Regeln und Künstliche Intelligenz wird weiter viel passieren. Ein weiterer erfreulicher Trend: Die Fachabteilungen suchen zunehmend proaktiv den Dialog mit der Compliance – nicht nur im Krisenfall, sondern auch zur Prävention. Und manchmal kommt es sogar vor, dass jemand einfach „Danke“ sagt, wenn ein potenzielles Problem frühzeitig erkannt und elegant gelöst wurde. Solche Momente sind nicht nur motivierend, sondern zeigen, wie Compliance als Partner im Unternehmen wahrgenommen wird.

Der Auftakt war vielversprechend: Wir sehen uns wieder – im Mai 2026 zur nächsten Ausgabe von Compliance Now! Germany.

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