Digitale Finanzprojekte
Erfolgreiche Transformationen gelingen vor allem dann, wenn Führungskräfte menschliche Faktoren ernst nehmen, emotionale Signale erkennen und gezielt nutzen, sowie ein Umfeld schaffen, in dem Menschen gemeinsam wachsen und Veränderungen gestalten können. Transformation ist kein linearer Prozess, sondern ein dynamischer Lernprozess, bei dem Wendepunkte als Chancen für Wachstum und Innovation verstanden werden sollten.
Transformationen sind menschlich
Der Erfolg von Transformationsprojekten hängt maßgeblich davon ab, wie sehr der Mensch im Mittelpunkt steht. Organisationen, die gezielt auf menschliche Faktoren achten, steigern ihre Erfolgschancen um das 2,6-Fache. In 96 % aller Transformationsprojekte gibt es mindestens einen Wendepunkt, an dem das Projekt vom Kurs abkommt und Führungskräfte eingreifen müssen. Wie Führungskräfte auf diese Wendepunkte reagieren, entscheidet maßgeblich über Erfolg oder Misserfolg der gesamten Transformation. Gelingt es, diese Momente zu nutzen, kann die Performance um das 12-Fache gesteigert werden.
Die sechs Erfolgskriterien für die Transformation im Finanzbereich
Die Studie identifiziert sechs zentrale Erfolgsfaktoren für die Förderung von Transformationen im Finanzbereich:
1. Adaptive Führung – Führungskräfte müssen bereit sein, sich selbst und ihre Ansätze zu hinterfragen und anzupassen.
2. Sinnstiftende Vision – Eine klare, gemeinsam getragene Vision motiviert und gibt Orientierung.
3. Psychologische Sicherheit – Ein Klima des Vertrauens, in dem Fehler erlaubt und Meinungen offen geäußert werden können.
4. Disziplinierte Freiheit – Klare Rollen und Verantwortlichkeiten, kombiniert mit Freiraum für Experimente und Lernen.
5. Zweckorientierte Technologie – Technologie wird gezielt eingesetzt, um die Vision zu unterstützen, nicht als Selbstzweck.
6. Kollaboration – Zusammenarbeit über Abteilungen hinweg und gemeinsame Problemlösung.
Agile Organisationsformen ins Reporting integrieren
Agile Organisationsformen versprechen Unternehmen mehr Flexibilität, schnellere Reaktionen auf Veränderungen und einen positiven kulturellen Wandel. Für viele CFOs wirken diese Ansätze auf den ersten Blick wie ein Widerspruch zur etablierten Finanzlogik – mit fixen Budgets, Jahresplänen und traditionellen Steuerungsmechanismen. Doch dieser scheinbare Gegensatz lässt sich auflösen: Denn auch agile Organisationen benötigen Struktur. Zielsysteme wie Objectives and Key Results (OKRs) schaffen genau diese Verbindung – zwischen Vision und Umsetzung, zwischen Strategie und Finanzkennzahlen. Richtig eingesetzt, bieten OKRs nicht nur strategische und operative Orientierung, sondern stärken auch die unternehmerische Steuerung.
1. Zielklarheit durch finanzielle Verankerung
OKRs entfalten ihre Wirkung nur, wenn sie auf einem stabilen strategischen und finanziellen Fundament basieren. Operative Ziele sind dann besonders wirksam, wenn sie direkt zu zentralen finanziellen Steuerungsgrößen beitragen – etwa EBIT, Marge, Cashflow oder Kundenwert.
In der Praxis zeigt sich jedoch häufig ein anderes Bild: Es werden ambitionierte OKRs formuliert, ohne die finanziellen Rahmenbedingungen ausreichend zu berücksichtigen. Ein Ziel zur Marktexpansion etwa mag strategisch sinnvoll sein – doch ohne klare Kennzahlen zu Investitionsvolumen, Break-even-Punkten oder ROI bleibt es vage.
Die Verlinkung von operativen Aktivitäten und den wichtigsten finanziellen Werttreibern ist also wichtig. CFOs sollten daher sicherstellen, dass jede Zielsetzung im OKR-System eine belastbare finanzielle Basis besitzt – nicht als Einschränkung, sondern als Hebel für eine realistische Umsetzung und eine effektive Steuerung.
2. Ressourcensteuerung über Ziele statt über Abteilungen
OKRs sind nicht nur ein Instrument der Zieldefinition, sondern vor allem der Strategieumsetzung. Dafür braucht es eine transparente, dynamische Verknüpfung von Budgets und Ressourcen mit den gesetzten Zielen. Klassische Budgetierungslogiken, die Mittel starr entlang von Abteilungsgrenzen zuweisen, führen in der Praxis häufig zu Friktionen – etwa wenn crossfunktionale Initiativen scheitern, weil keine finanziellen Mittel vorgesehen sind.
Der Ausweg: eine OKR-orientierte Ressourcenallokation, die Mittel dynamisch und prioritätsbasiert zuordnet, im Rahmen einer portfolioorientierten Priorisierung. Digitale Plattformen können diesen Prozess des Portfoliomanagements unterstützen. Unternehmen, die Budgets entlang strategischer Ziele anstelle von Hierarchien verteilen, sind deutlich reaktionsfähiger und erfolgreicher in ihrer Umsetzung. Dies bedeutet im Umkehrschluss jedoch auch, dass Budgets auf einer höheren Ebene gesetzt werden sollten, damit die Flexibilität auf den Portfolioebenen erhalten bleibt. In vielen Unternehmen ist die Umstrukturierung der Budgetebenen eine der größten Herausforderungen.
Ein weiterer Erfolgsfaktor ist die klare Verantwortlichkeitszuordnung: Wer verwaltet welche Mittel? Wer priorisiert bei Engpässen? Unternehmen mit definierten Zuständigkeiten und Zielverantwortlichkeiten weisen eine signifikant höhere Umsetzungsgeschwindigkeit in agilen Transformationen auf.
Dabei geht es nicht nur um Prozesse, sondern auch um Kultur. Moderne Steuerungsmodelle setzen auf Prinzipien wie Selbstverantwortung, Transparenz und gemeinsame Ausrichtung.
3. Synchronisierung von Finanz- und OKR-Zyklen
Ein wesentlicher Unterschied zwischen klassischer Finanzplanung und agiler Zielarbeit liegt im Takt. Während Budgets meist jährlich erstellt werden, arbeiten OKRs in kürzeren Zyklen, oft quartalsweise. Diese asymmetrischen Rhythmen führen in der Praxis zu Konflikten: Kurzfristige OKR-Initiativen benötigen Ressourcen, die im Jahresbudget nicht vorgesehen sind.
Ein pragmatischer Einstiegspunkt: Finanz- und OKR-Zyklen müssen sich nicht vollständig decken – aber sie sollten sich regelmäßig „treffen“, beispielsweise zu Beginn eines neuen OKR-Zyklus, um Daten auszutauschen, Ressourcenbedarfe zu prüfen oder Forecasts anzupassen. Dieser Austausch kann auch als Impuls für Portfoliomanagemententscheidungen genutzt werden, etwa durch ein outcome-based Portfoliomanagement, das Projekte entlang von Ergebnissen anstelle von Aktivitäten priorisiert.
4. OKRs sind kein Finanzprojekt – sie brauchen unternehmensweiten Rückhalt
Auch wenn CFOs eine Schlüsselrolle bei der Einführung agiler Steuerungsmodelle spielen – OKRs entfalten ihre volle Wirkung nur, wenn sie vom gesamten Unternehmen getragen werden. Unternehmen mit bereichsübergreifendem OKR-Verständnis weisen eine signifikant höhere Zielerreichung auf – vor allem dann, wenn das Top-Management OKRs nicht nur unterstützt, sondern aktiv lebt.
Die Verantwortung liegt also nicht allein beim CFO. Aber der CFO sollte als Katalysator für eine moderne Steuerungskultur wirken – indem er die Brücke schlägt zwischen finanzieller Stabilität und agiler Zielarbeit.
Was CFOs jetzt konkret tun können:
• Start mit einem OKR-Pilotprojekt in einem Geschäftsbereich mit hohem Veränderungsdruck
• Definition von drei bis fünf messbaren OKRs mit Bezug zu finanziellen Kennzahlen
• regelmäßige Reviews in Abstimmung mit Finanzzyklen (zum Beispiel zu Quartalsbeginn)
• Aufbau technischer Grundlagen zur Verknüpfung von Zielsystem, KPIs und Budgets
• interne Kommunikation, um OKRs als gemeinsamen Steuerungsansatz zu verankern
Handlungsempfehlungen für Führungskräfte
Herausforderungen sollten im Rahmen von Projekten antizipiert und Wendepunkte als natürlichen Teil der Transformation eingeplant werden. Dabei ist es wichtig aktiv auf die Organisation zu hören und eine offene Kommunikationskultur zu fördern sowie ein Umfeld zu schaffen, in dem Menschen experimentieren, lernen und Verantwortung übernehmen können. Um ein gemeinsames Lernen zu fördern, sollte das gesamte Team in die Lösungsfindung miteingebunden sein und über den „Go-Live“-Moment hinaus zu denken: Nachhaltige Transformation bedeutet, neue Arbeitsweisen dauerhaft zu verankern.