Nachhaltigkeit im Lebensmitteleinzelhandel – Robert Nagele, BILLA im Gespräch
Business Circle: Sehr geehrter Herr Nagele, Sie sind Mitglied des Vorstandes der BILLA AG und verantworten dort das Ressort Immobilien & Nachhaltigkeit. Können Sie uns eingangs kurz skizzieren, wie Sie Ihr Weg dorthin geführt hat?
Robert Nagele: Ich habe vor nun fast 30 Jahren bei BILLA als Trainee begonnen und war die darauffolgenden Jahre in unterschiedlichen Führungspositionen im Verkauf, Einkauf und Organisation tätig, was mir einen breiten Überblick und Verständnis für Handel ermöglicht hat. Im Jahr 2016 wurde ich in den BILLA Vorstand nominiert und leite seit 2020 das Ressort Immobilien, Bautechnik und Nachhaltigkeit.
BC: Was reizt Sie persönlich an der Herausforderung, Nachhaltigkeit und Immobilienmanagement zu vereinen und welche wirtschaftlichen Vorteile für Ihr Unternehmen sollen sich daraus ergeben?
Nagele: Es geht darum, umweltbewusste und ressourcenschonende Lösungen zu entwickeln, die im Sinne der Nachhaltigkeit langfristig ausgelegt und gleichzeitig auch ökonomisch sinnvoll sind. Das tun wir durch energieeffiziente Bauweisen und nachhaltige Technologien. Damit senken wir nicht nur die Betriebskosten, sondern stärken auch unser Image als verantwortungsbewusstes Unternehmen. Zudem schaffen wir ein positives Einkaufserlebnis für unsere Kunden, was zu einer höheren Kundenbindung führt.
BC: Welche Technologien setzen Sie ein, um den Energieverbrauch Ihrer Filialen zu optimieren? Und wie unterschiedlich ist der Energieverbrauch zwischen Öffnungs- und Nichtöffnungszeiten?
Nagele: Wir setzen innovative Technologien wie intelligente Gebäudemonitoringsysteme und energieeffiziente Kühltechnik ein, um den Energieverbrauch in unseren Filialen zu optimieren. Diese Systeme ermöglichen eine präzise Steuerung und Anpassung des Energieverbrauchs je nach Betriebsanforderung, wodurch wir während der Nichtöffnungszeiten signifikante Einsparungen erzielen können. In einigen Märkten wie zum Beispiel in unserer Leuchtturm-Filiale in der Wiener Pilotengasse arbeiten wir mit Energiespeicher, um etwa Stromspitzen der PV-Anlagen auszugleichen.
Nicht nur kurzfristige Einsparungen, sondern langfristige Wertschöpfung im Fokus
BC: Nach welchen Kriterien und anhand welcher Messgrößen entscheiden Sie zwischen einer Sanierungs- und Neubaustrategie Welche Faktoren beeinflussen diese Entscheidung in nachhaltiger und wirtschaftlicher Sicht?
Nagele: Wir berücksichtigen unter anderen Faktoren wie das Alter der Bestandsimmobilie, die energetische Effizienz und die langfristigen ökologischen Auswirkungen. Messgrößen wie die Bestandskosten, der CO2-Fußabdruck und der Ressourcenverbrauch sind wichtig für eine fundierte Entscheidung, die sowohl nachhaltig als auch wirtschaftlich vorteilhaft sein muss. Letztlich sind wir immer bestrebt, Lösungen zu finden, die über kurzfristige Einsparungen hinausgehen und langfristig Wert schaffen.
BC: Welche Kommunikationsstrategie verfolgen Sie, um alle mit ins Boot zu holen, welche Fehler gilt es dabei zu vermeiden?
Nagele: Die möglichst frühzeitige Einbindung aller relevanten Stakeholder in den Prozess ist dabei von Bedeutung und geht einher mit einer transparenten Information über geplante Maßnahmen. Es ist wichtig, offene Dialoge zu fördern und Bedenken ernst zu nehmen, um Akzeptanz zu schaffen und so ein gemeinsames Verständnis und Unterstützung für unsere Projekte zu gewährleisten.
BC: Abschließend: Beim Sustainability Summit 2024 haben Sie die Arbeit der Stiftung „Blühendes Österreich“ vorgestellt, welche Erfolge hatten Sie hier im letzten Jahr?
Nagele: Die BILLA Stiftung Blühendes Österreich ist im österreichischen Lebensmittelhandel einzigartig und leistet einen unverzichtbaren Beitrag zur Renaturierung und Förderung der Biodiversität in ganz Österreich. Seit nun fast 10 Jahren konnten wir 1.300 Hektar wertvolle Biodiversitätsflächen wie Moore, Trockenrasen oder Streuobstwiesen schützen und haben vor, diese um weitere 1.000 Hektar bis 2030 zu erweitern.
BC: Und nachdem Sie letzten Jahr schon teil der Speaker Faculty des Summits waren, darf ich Sie auch noch nach Ihrem Eindruck von dieser Konferenz fragen.
Nagele: Der Sustainability Summit ist für mich eine inspirierende Plattform, die ein breites Spektrum an Ideen und Best Practices für nachhaltige Entwicklung zeigt. Die Interaktion mit Experten aus verschiedenen Bereichen und die vielfältigen Diskussionsrunden haben gezeigt, wie wichtig der Austausch von Wissen und Erfahrungen für den Fortschritt der Nachhaltigkeit ist
BC: Sehr geehrter Herr Nagele, wir danken Ihnen für dieses Gespräch und freuen uns, Sie wieder zum Sustainability Summit zu begrüßen!