M&A – Summit: Ein neues Jahresforum in der Business Circle Familie.
Über 80 Gäste haben an der Premiere teilgenommen. Moritz Mirascija (Business Circle) und der fachliche Leiter Clemens Hasenauer (CERHA HEMPEL) begrüßten das Publikum mit klaren Worten: Die multipolare Weltordnung lässt Stabilität kaum erwarten – deswegen ist es wichtig, der M&A-Welt ein eigenes, facettenreiches Format zu widmen.
Der Tag begann mit einem Marktüberblick durch Ron Alon (MP Finance), der aktuelle Daten und Entwicklungen einordnete und erklärte. Die M&A-Aktivitäten haben sich zuletzt unter dem Durchschnitt bewegt, sind jedoch nicht zusammengebrochen. Besonders gefragt sind derzeit Deals in den Bereichen Technologie und Industrie. Und auch wenn Private Equity unter Druck geraten ist – viele Beteiligungen haben nicht den erhofften Return gebracht: Kapital ist nach wie vor reichlich vorhanden. Der Markt braucht allerdings neue Impulse und kluge Allokation. Gleichzeitig ist das Vertrauen, dass es wieder „normale“ Jahre gibt, nicht mehr da. Eine Zeit wie „vor Corona“ ist unrealistisch. Die großen Fragen bleiben: Was bringt 2026? Wie geht es mit der US-Außenhandels- und Zollpolitik weiter und wie entwickelt sich der Automotive-Sektor in Europa?
Im anschließenden Panel zu M&A-Strategien haben Barbara Hagen (Aras Kargo, einer in der Türkei gegründeten Tochter der österreichischen Post), Marcus Ihlenfeld (woom, eine Start-Up, das sehr erfolgreich mit hochwertigen Kinderfahrrädern unterwegs ist) und Norbert Marschik (UniCredit Bank Austria) aus der Praxis berichtet. Moderiert von Florian Meindl (BDO), diskutierte das Trio zentrale Fragen: Wann ist ein Deal sinnvoll – und wann nicht? Hagen erläuterte die strategische Expansion in die Türkei, Ihlenfeld betonte, wie wichtig es ist, nicht aus der Not heraus zu akquirieren und Marschik wies auf die hohe Volatilität im Markt hin: Rahmenbedingungen können sich heute sehr schnell ändern. Gemeinsam sind sich die Expertinnen und Experten einig gewesen: Der entscheidende Erfolgsfaktor ist es, mit den richtigen Partnern zusammenzuarbeiten – wirtschaftlich wie menschlich. Deals dürften nicht nur „auf dem Papier“ passen, sondern müssten auch kulturell und strategisch tragfähig sein.
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Technische Transformation passiert, aber wo führt sie hin?
Ein weiteres Highlight war das Panel zur Rolle von KI und Big Data im M&A-Prozess, moderiert von Graig Gröbli (DealCircle). Andreas Geyrecker (LexisNexis) und Peter Winkler (E+H Rechtsanwälte) haben deutlich gemacht: Künstliche Intelligenz ist in den Projektteams angekommen. Die technische Entwicklung schreitet rasant voran – doch gleichzeitig klafft eine Lücke zwischen dem technisch Möglichen und dem rechtlich wie operativ Sinnvollen. Tools wie generative KI könnten Prozesse deutlich beschleunigen – etwa beim Screening und der Erstellung von ersten Reports. Gleichzeitig warnten die Experten vor Risiken wie Datenverlust, Haftungsfragen und sogenanntem „Halluzinieren“ von Inhalten. Legal Prompting wird künftig eine Schlüsselkompetenz darstellen, gar nicht unähnlich wie beim Übergang von der Schreibmaschine auf den Personal Computer in den 1980er Jahren.
Im Panel „Transaktionen in Zeiten von Multikrisen“ haben Klaus Imhof (RBI), Martin Schwarzbichler (OMV), Matthias Wabl (Theseus Advisory) und Prof. Stephan Jansen (Karlshochschule) diskutiert, welche Resilienz Unternehmen heute brauchen. Die Welt hat sich gewandelt: Nicht mehr Change-, sondern Transformationsmanagement ist gefragt: beim Change hat man das erwünschte Ziel schon klar vor Augen, in der Transformation weiß man noch nicht, wo es hingeht. Strategien müssen sich auf das Unvorhersehbare einstellen – vom Ukrainekrieg über Zinswenden bis hin zu Energiepreisschock. Dazu kommt der Druck über Social Media mit eigenen Kommunikationsstrategien, ein Shitstorm kann den Aktienkurs stärker beeinflussen als die Ankündigung einer Transaktion. Zentral ist es, unter Unsicherheit handlungsfähig zu bleiben – „Managing the Unexpected“ ist und bleibt die eigentliche Managementaufgabe.
Den krönenden Abschluss bildete ein pointierter Ausblick von Stephan Jansen zur Gleichzeitigkeitswende: Digitalisierung, Deglobalisierung, Demografie und Dekarbonisierung treffen heute aufeinander. Europa muss sich neu erfinden, wenn es global konkurrenzfähig bleiben will. Statt nur auf technologische Megatrends zu setzen, solle der Fokus auf „smart innovation“, Re-Regionalisierung und sinnvolle Bürokratie gelegt werden. Mit Blick auf Indien oder China plädierte Professor Jansen für eine europäische Grand Strategy – über Parteigrenzen und Legislaturperioden hinaus.
Zum Schluss haben Clemens Hasenauer und Moritz Mirascija ein Resümee gezogen: M&A-Management ist nicht nur Transaktion, sondern strategisches Instrument für den wirtschaftlichen Wiederaufbau Europas. Resilienz und Resonanz sind die Schlüsselkompetenzen der Zukunft. Und im Hinblick auf die Frage, ob das Glas europäischer Wirtschaft voll oder leer ist, lies man mit einem Glas Wein den ersten M&A Summit stimmungsvoll ausklingen.
Der zweite M&A-Summit findet im Juni 2026 wieder in Wien statt.