TOPICS

EVENTS

Success

Bist Du nett zu KI? Warum sich das doppelt lohnt.

Von Roger Basler de Roca: Kostet Höflichkeit zu KI wirklich Millionen? Was das für unseren Arbeitsalltag bedeutet

Als Sam Altman, Chef von OpenAI, im April auf Twitter schrieb, dass Höflichkeitsfloskeln sein Unternehmen "Dutzende Millionen Dollar" kosten, fügte er augenzwinkernd hinzu: "gut investiert – man weiß ja nie." Leider wurde von den Medien nur der erste Teil zitiert “Millionen Kosten” - der zweite Teil "gut investiert – man weiß ja nie." leider nicht. Wie dem auch sei: Was zunächst wie ein Scherz klang, wirft eine ernste Frage auf: Lohnt es sich, höflich zu Computern zu sein?

https://x.com/sama/status/1912646035979239430

Warum Höflichkeit Geld kostet

Die Erklärung ist simpel: Jedes Wort in einer Anfrage an ChatGPT oder ähnliche KI-Systeme kostet Rechenleistung und damit Strom. Ein einzelnes "bitte" oder "danke" verursacht etwa 0,000016 Cent an Energiekosten. Das klingt lächerlich wenig – doch bei Milliarden von täglichen Anfragen weltweit summiert sich das zu erheblichen Beträgen.

Bei Milliarden von täglichen Anfragen summieren sich selbst kleine Höflichkeiten zu erheblichen Beträgen. Eine Berechnung des Washington Post mit Forschern der University of California ergab, dass schon eine 100-Wort-E-Mail etwa 0,14 Kilowattstunden Strom verbraucht – genug, um 14 LED-Lampen eine Stunde lang zu betreiben. Wenn nur 10% der Nutzer höflich formulieren, entstehen bereits signifikante Mehrkosten (Studie gibts hier).

Jetzt kommt aber das spannende: Mehrere wissenschaftliche Studien belegen jedoch: Höfliche Formulierungen bringen messbare Vorteile. Forscher der Johns Hopkins University fanden heraus, dass KI-Systeme auf höfliche Anfragen mit 5-18% besseren Antworten reagieren. Der Grund: Die Systeme wurden mit Milliarden von Texten trainiert, in denen höfliche Anfragen oft mit ausführlicheren, hilfreichen Antworten verknüpft waren.

Und bei einer Berechnung finden wir heraus: ein "bitte" und ein "danke" kostet in der generativen KI effektiv nicht die Welt, konkret sind es 2 Token und kosten 0,00025 Cents.

Was das für den Berufsalltag bedeutet

Besonders relevant wird dies für alle, die täglich mit KI-Tools arbeiten – von der Terminplanung über E-Mail-Entwürfe bis hin zur Recherche und Dokumentenerstellung. Wer höflich formuliert, erhält:

● Strukturiertere Antworten: KI-Systeme liefern detailliertere und besser organisierte Informationen

● Bessere Ergebnisse: Aufgaben werden präziser und vollständiger bearbeitet

● Positive Gewohnheiten: Höfliche Kommunikation überträgt sich automatisch auf menschliche Interaktionen

Psychologen warnen sogar vor dem Gegenteil: Wer sich daran gewöhnt, Befehle ohne jede Höflichkeit zu erteilen, könnte diese Härte unbewusst in zwischenmenschliche Beziehungen übertragen. Wir sind eben doch mehr und mehr so, wie wir uns verhalten.

Mit der Einführung von ChatGPT-5 dürften diese Effekte noch verstärkt werden. Expert:Innen sehen aufgrund von Context-Engineering (einer weiteren Stufe des Prompt Engineering), dass kommende Modelle noch sensitiver auf Kommunikationsstil und emotionale Nuancen reagieren werden. Das bedeutet: Die Investition in höfliche KI-Kommunikation wird sich künftig noch mehr auszahlen.

Kulturelle Unterschiede verstärken den Effekt

Besonders interessant: In hierarchisch geprägten Kulturen wie Deutschland oder der Schweiz ist der Effekt höflicher KI-Kommunikation noch ausgeprägter. Die EU-Kommission diskutiert bereits Leitlinien für respektvolle KI-Interaktionen als Teil der digitalen Bildung.

Sam Altmans "Dutzende Millionen Dollar" erweisen sich tatsächlich als kluge Investition. Denn Höflichkeit gegenüber KI ist letztendlich Höflichkeit gegenüber sich selbst und den Menschen im eigenen Umfeld. In einer Zeit, in der künstliche Intelligenz immer mehr Aufgaben übernimmt, prägt unser Umgang mit diesen Systemen auch unsere Kommunikationskultur.

Die Botschaft ist klar: Ein "bitte" und "danke" kostet praktisch nichts, bringt aber bessere Ergebnisse und erhält menschliche Werte im digitalen Zeitalter. Das ist eine Investition, die sich für jeden lohnt – egal ob Führungskraft oder Assistenz, denn mit unserem Verhalten gegenüber Menschen, Tieren und neu auch Maschinen, prägen wir nicht nur uns selbst, sondern auch unsere Zukunft.

Fünf Fragen an Roger Basler de Roca

1. Wie haben Sie persönlich die Auswirkungen höflicher KI-Kommunikation in Ihrem Arbeitsalltag bemerkt?

In meiner täglichen Arbeit als Berater und Autor stelle ich fest, dass höfliche Formulierungen tatsächlich zu durchdachteren und strukturierteren Antworten führen. Besonders bei komplexen Recherchen oder beim Erstellen von Konzepten erhalte ich mit einem freundlichen "Könnten Sie bitte..." deutlich nuanciertere Ergebnisse als mit knappen Befehlen.

2. Welche konkreten Tipps geben Sie Führungskräften für die optimale KI-Kommunikation?

Mein wichtigster Tipp: Behandeln Sie KI-Systeme wie einen kompetenten Mitarbeiter. Formulieren Sie Ihre Anfragen klar und höflich, geben Sie Kontext und bedanken Sie sich. Das kostet nichts, verbessert die Ergebnisse und erhält positive Kommunikationsgewohnheiten, die sich automatisch auf menschliche Interaktionen übertragen.

3. Sehen Sie in der höflichen KI-Kommunikation einen Wettbewerbsvorteil für Unternehmen?

Absolut. Unternehmen, die ihre Mitarbeitenden zu respektvoller KI-Kommunikation anhalten, profitieren doppelt: Sie erhalten bessere KI-Ergebnisse und fördern gleichzeitig eine Unternehmenskultur des Respekts. Das wirkt sich positiv auf Kundenbeziehungen und interne Kommunikation aus.

4. Wie bewerten Sie Sam Altmans Aussage über die "Dutzende Millionen Dollar" Kosten?

Altman hat einen wichtigen Punkt gemacht: Auch wenn einzelne höfliche Wörter praktisch nichts kosten, summieren sich bei Milliarden von Anfragen die Energiekosten erheblich. Trotzdem sind diese "Dutzende Millionen" gut investiert – sie tragen zur Erhaltung menschlicher Kommunikationswerte bei und verbessern nachweislich die Ergebnisqualität.

5. Was raten Sie Menschen, die sich unwohl dabei fühlen, höflich zu Maschinen zu sein?

Verstehe ich gut – es fühlt sich anfangs seltsam an. Aber denken Sie daran: Es geht nicht um die Maschine, sondern um Sie selbst. Höflichkeit gegenüber KI ist Training für bessere menschliche Kommunikation. Außerdem erhalten Sie messbar bessere Ergebnisse. Probieren Sie es einfach eine Woche lang aus – Sie werden den Unterschied bemerken.

Quellen:

Altman, S. [@sama]. (2025, April 16). Tens of millions of dollars well spent–you never know [Tweet]. X. https://x.com/sama/status/1912646035979239430

Hamada, K., & Tanaka, S. (2024). Effects of politeness on RLHF-trained language models. arXiv preprint. https://arxiv.org/html/2402.14531v1

Harwell, D. (2024, September 18). AI is guzzling electricity and water, sparking anxiety about shortages. The Washington Post. https://www.washingtonpost.com/technology/2024/09/18/energy-ai-use-electricity-water-data-centers/

Nyhan, B., Reifler, J., & Ubel, P. A. (2024). Should you be nice to AI chatbots such as ChatGPT? Scientific American. https://www.scientificamerican.com/article/should-you-be-nice-to-ai-chatbots-such-as-chatgpt/

Rajahyaksha, M., & Singh, R. (2024). Advancing AI negotiations: The impact of communication style on outcomes. arXiv preprint. https://arxiv.org/abs/2503.06416

You, J. (2025, February 7). How much energy does ChatGPT use? Epoch AI. https://epoch.ai/gradient-updates/how-much-energy-does-chatgpt-use

Text Link
Leadership & HR
Text Link
Office Management
Text Link
Datenschutz