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Gezielt qualifizieren statt gießkannenartig weiterbilden: Warum Skills die Währung der Zukunft sind

Von Valerie Michaelis, ETC – Enterprise Training Center GmbH: Unternehmen müssen durch strukturierte Kompetenzanalysen und maßgeschneiderte Weiterbildung auf den Wandel durch Digitalisierung und KI reagieren. Wie kann das Team gezielt für den reflektierten Einsatz dieser Technologien qualifiziert werden?

Ein Umdenken in der Qualifizierung ist notwendig

Fachkräftemangel, Digitalisierung und technologische Disruption – allen voran durch Künstliche Intelligenz (KI) – verändern die Arbeitswelt in rasantem Tempo. Weiterbildung ist wichtiger denn je, doch das „Gießkannenprinzip“ – Weiterbildung für alle nach dem gleichen Muster – stößt an seine Grenzen. Unternehmen brauchen heute zielgerichtete Strategien, die Skills systematisch analysieren, Lücken sichtbar machen und mit passgenauen Maßnahmen schließen.

Von der Gießkanne zur Qualifizierung mit Plan

Weiterbildungsbudgets entfalten nur dann Wirkung, wenn sie gezielt eingesetzt werden. Entscheidend ist ein strukturierter Prozess:

• Kompetenzbedarf definieren: Welche Fähigkeiten sind für einzelne Rollen erfolgskritisch?

• Ist-Zustand analysieren: Welche Skills sind bereits vorhanden, wo besteht Nachholbedarf?

• Maßnahmen ableiten: Welche Qualifizierungen erzielen den größten Nutzen?

So wird Weiterbildung vom Pflichtprogramm zur strategischen Investition in Wettbewerbsfähigkeit – und HR sowie Personalentwicklung zu zentralen Partnern in der Unternehmensstrategie.

Digitale Skills als Basis – KI als Effizienztreiber

Digitale Grundkompetenzen bilden die unverzichtbare Basis. Doch das Digital Skills Barometer 2024 von fit4internet zeigt: In Österreich bestehen nach wie vor deutliche Lücken, insbesondere bei Problemlösefähigkeiten und vertieftem digitalen Wissen. Ähnlich verhält es sich beim Thema KI: Viele überschätzen ihre Kenntnisse deutlich – tatsächlich bewegen sich die meisten noch auf dem Niveau elementarer Grundfertigkeiten.

Gleichzeitig liegen enorme Chancen auf dem Tisch: Laut einer Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts Economica im Auftrag von Microsoft Österreich und Accenture könnte der gezielte Einsatz von KI bis zu einem Drittel der Arbeitsstunden automatisieren und damit Beschäftigte für höherwertige Aufgaben freisetzen. Das Ergebnis wäre eine Wertschöpfungssteigerung von bis zu 18 % innerhalb eines Jahrzehnts – vorausgesetzt, Unternehmen investieren in die richtigen Skills und verfolgen eine klare Strategie.

Praxisbelege und Ausblick: Wo KI Effizienzpotenzial schafft

Erste Studien belegen bereits eindrucksvoll, wie KI-gestützte Tools den Arbeitsalltag verändern:

• Im Kundenservice steigert ein generativer KI-Assistent die gelösten Fälle pro Stunde um durchschnittlich 14 %, bei Berufseinsteiger*innen sogar deutlich stärker (Stanford/ MIT, 2023).

• In der Softwareentwicklung erledigen Entwickler*innen mit GitHub Copilot Aufgaben im Schnitt über 50 % schneller (GitHub/Stanford, 2022).

Diese Beispiele verdeutlichen: Die größten Effizienzgewinne entstehen dort, wo Routineaufgaben automatisiert werden können – im Service, in der Wissensarbeit oder in der Verwaltung. Doch der Hebel lässt sich nur nutzen, wenn Mitarbeitende befähigt werden, die Tools für sich kompetent und reflektiert einzusetzen.

Fazit: Skills als strategische Kernressource

• Österreichs digitale Fitness und KI-Kompetenzen lassen noch Luft nach oben – die Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdeinschätzung ist groß.

• KI ist im Arbeitsalltag angekommen. Doch ohne gezieltes Skilling verpassen Unternehmen Effizienzvorteile.

• Studien zeigen: KI kann Effizienz massiv steigern – aber nur auf Basis klar definierter Skills und strategischer Qualifizierung.

Qualifizierung ist heute kein „Nice-to-have“ mehr, sondern eine strategische Notwendigkeit. Wer Skills konsequent analysiert und gezielt entwickelt, schafft nicht nur Zukunftsfähigkeit, sondern auch messbare Produktivitätsgewinne – und positioniert HR und Personalentwicklung als zentrale Treiber unternehmerischen Erfolgs.

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