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PEp - Personalentwicklung pur

KI in der Personalentwicklung? Chancen, Risiken und rote Linien - ein Gespräch mit Christoph Wirl

Christoph Wirl ist Herausgeber des führenden Fachmagazins im HR, dem Magazin TRAiNiNG, außerdem ist er Gründer und Gesellschafter der Superintelligenz GmbH. Wir sprechen über das Zusammenspiel von Digitalisierung, Datenschutz und Führung – und beleuchten, warum der Mensch auch in der Personalentwicklung der Zukunft unverzichtbar bleibt.

Business Circle: Sehr geehrter Herr Wirl, auf der PEp lassen wir PE-Expertinnen und -Experten in einem Live-Battle gegen eine KI antreten. Ist das Show – oder glauben Sie wirklich, dass KI schon heute bessere Konzepte für Führungskräfteentwicklung liefern kann als erfahrene HR-Profis?  

Battle Mensch vs. KI auf der PEp – Spielerei oder Realität?

Christoph Wirl: Das Live Duell ist bewusst als Experiment angelegt – es zeigt Chancen und Grenzen von KI, es ersetzt keine HR Experten. KI kann in Sekunden Daten auswerten und strukturiert Vorschläge generieren, die uns manchmal überraschen. Doch Führungskräfteentwicklung ist kontextabhängig: Erfahrene Personalentwickler kennen Kultur, Politik und Bedürfnisse ihrer Organisation. Die PEp will genau dieses Spannungsfeld sichtbar machen, nicht Maschinen als bessere Coaches verkaufen. Ich bin selbst schon darauf gespannt :-)

BC: KI kann analysieren, Muster erkennen und sogar Trainingspläne erstellen. Aber kann sie auch die zwischenmenschliche Dynamik verstehen, die für nachhaltige Führungskräfteentwicklung entscheidend ist?  

Versteht KI die zwischenmenschliche Dynamik?

Wirl: KI-Systeme erkennen Muster, können Feedback strukturieren und Lernpfade vorschlagen. Zwischenmenschliche Dynamik, Vertrauen und psychologische Sicherheit – zentrale Themen, verlangen jedoch Empathie, Intuition und Kontextwissen. Wir nutzen KI als Analyse  und Inspirationswerkzeug, behalten aber den Menschen im Zentrum.

BC: Wie ist die KI-Verarbeitung von Mitarbeiterdaten unter der DSGVO-Gesichtspunkten zu bewerten? Wie vermeiden Sie in der Praxis das Risiko von Datenschutzverstößen oder „Hidden Profiling“?  

Mitarbeiterdaten und DSGVO – wie gehen wir damit um?

Wirl: Datenschutz ist kein Nebenthema, sondern die Bas is jeder KI Einführung. Unser Vorgehen beginnt mit klaren Richtlinien für die Nutzung von KI Tools. Wir vermeiden kostenlose Standardversionen und setzen auf Team Lizenzen oder On Prem Modelle, schulen Mitarbeitende im sorgsamen Umgang mit sensiblen Daten und kennzeichnen KI generierte Inhalte eindeutig. Das ist heute noch nicht gesetzlich vorgesehen aber ab Sommer 2026 schon.

BC: Wenn ein KI-System Trainingsvorschläge macht oder Mitarbeiterpotenziale bewertet – wie erklärt man diesen Prozess transparent gegenüber den Betroffenen? Reicht ein "Der Computer sagt nein" da wirklich aus?

Transparenz bei Trainingsvorschlägen und Potenzialanalysen

Wirl: „Der Computer sagt nein“ ist inakzeptabel. Gesetzlich und ethisch! Wir legen offen, welche Daten und Algorithmen genutzt werden, kennzeichnen KI Beiträge und erklären Ergebnisse in verständlicher Sprache. Mitarbeitende müssen stets die Möglichkeit haben, die Empfehlungen mit  einem Menschen zu diskutieren. Transparenz und nachvollziehbare Kriterien sind für uns Verpflichtung – der AI Act und unsere eigenen Forderungen nach Kennzeichnungspflichten unterstreichen das. Auch aus ureigenem Interesse der Menschheit.

BC: Gibt es für Sie rote Linien, wo KI in HR-Prozessen nicht entscheiden oder Vorschläge liefern sollte?

Rote Linien in HR Prozessen

Wirl: Es gibt Bereiche, in denen KI nur assistieren darf. Personalentscheidungen wie Einstellung, Beförderung oder Kündigung bleiben in Menschenhand. Unsere KI Strategie definiert klar, welche Aufgaben Menschen ausführen, welche sie mit KI Unterstützung erledigen und welche von der KI mit menschlicher Kontrolle übernommen werden. Hochrisiko Anwendungen fallen unter den strengen Rahmen des AI Acts – dort gilt Vorsicht statt Experiment. HR ist laut AI-Act ein Hochrisiko-Anwendungsfall.

Führungskräfte werden nicht nur Menschen managen, sondern Menschen und KI-Agenten

BC: Wie könnte es in fünf Jahren aussehen: Wird die Führungskräfteentwicklung in großen Unternehmen stärker von Algorithmen oder von echten Menschen geprägt sein – und woran würden Sie das im Alltag erkennen?

Fünf Jahre voraus – Mensch oder Algorithmus?

Wirl: Führungskräfteentwicklung wird stärker datengetrieben sein: Adaptive Lernplattformen und KI gestützte Skill Analysen personalisieren Entwicklungswege. Gleichzeitig bleiben Coachs und Mentoren unersetzlich, um soziale Kompetenzen zu stärken und Unternehmenskultur vorzuleben. Sie werden sehen, dass Führungskräfte häufiger Dashboards und KI Assistenten nutzen, aber der zwischenmenschliche Austausch weiterhin den Unterschied macht. Führungskräfte werden nicht nur Menschen managen, sondern Menschen und KI-Agenten.

BC: Abschließend: Wir gehen jetzt schon seit 15 Jahren ein Stück gemeinsamen Weges, was ist für Sie das Besondere an Business Circle Konferenzen?

Das Besondere an Business Circle Konferenzen

Wirl: Business Circle schafft es, Strategie und Praxis zu  verbinden: interaktive Formate, Austausch auf Augenhöhe und Impulse von führenden Köpfen. Teilnehmer:innen schätzen den Mix aus Theorie, Praxis und Networking. Für mich sind diese Konferenzen seit Jahren eine Quelle für neue Ideen und wertvolle Kontakte – genau das, was Personalentwicklung voranbringt. Und, das verdient einen eigenen Satz. Die Abendveranstaltung und die Leichtigkeit hier relevante und lustvolle Kontakte zu knüpfen sind einfach in HR-Kreisen legendär.

BC: Vielen Dank für dieses spannende Gespräch, wir freuen uns auf den weiteren Erfahrungsaustausch im Rahmen der PEp!

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